Montejo de la Sierra liegt mitten im Reservat der Biosphäre Sierra del Rincón zwischen dem Somosierra-Gebirge und dem Ayllón-Massiv ganz im Norden der Autonomen Gemeinschaft Madrid. Es ist wegen des 2017 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärten Buchenwaldes, der auf seinem Gemeindeland steht, wohl das bekannteste Dorf dieser Region. Bevölkerungsmäßig umfasst Montejo de la Sierra fast so viele Einwohner wie alle anderen Dörfer der Sierra del Rincón zusammen. Das hört sich viel an, 2019 waren es aber nur 353.

Die Landschaft von Montejo de la Sierra ist nicht nur der Buchenwald

Die schöne Landschaft um Montejo de la Sierra lädt zum Wandern ein
Die schöne Landschaft um Montejo de la Sierra lädt zum Wandern ein

Das fast 32 km2 große Gebiet ist sehr gebirgig und überschreitet im nördlichen Teil die 2000 m. Das Dorf selbst liegt auf einer Höhe von 1148 m. Ausgedehnten Wiesen und Laub- und Nadelwäldern schmücken die Landschaft. Schön sind um diese Jahreszeit auch die großen Eichenwälder und erfreuen den Wanderer mit bunten Farben. Hier entspringt der Jarama, der sich an der nordwestlichen Grenze seine Bahn sucht. Sein Verlauf bildet auch die Grenze zur Nachbarprovinz Guadalajara. Der La Mata-Bach teilt das Gebiet von Nord nach Süd in zwei Teile und mündet weiter im Süden in den Lozoya. Dem Buchenwald im Norden werde ich einen eigenen Beitrag widmen.

Vom temporären Lager der Wanderhirten zum Dorf

Seit Ende des 12. Jahrhunderts war die Gegend von Montejo de la Sierra entvölkert. Sie wurde nur von Hirten auf der Suche nach Weiden für ihr Vieh durchstreift. Es ist bekannt, dass kleine Gruppen von Hirten aus Buitrago hier temporär mit ihrem Vieh siedelten. Eine Hypothese geht davon aus, dass Montejo schließlich von Bewohnern von den Dörfern Robregordo, Somosierra und Colladillo auf der Suche nach Weiden für ihre Tiere gegründet wurde.

Genauere Kunde, dass Montejo als konsolidiertes Dorf existiert, erreicht uns, als es 1460 unter die Herrschaft von Buitrago und damit der Familie Mendoza fiel. Zu jener Zeit kaufte man einem Ritter aus Sepúlveda den Berg El Chaparral ab, den wir heute als Hayedo von Montejo kennen. Was mich überraschte ist, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits ein Krankenhaus im Dorf gab. Es existierte auch schon die Pfarrkirche von San Pedro und mehrere Einsiedeleien.

Die Pfarrkirche San Pedro in Cátedra de Antioquia
Die Pfarrkirche San Pedro in Cátedra de Antioquia

Der ursprüngliche Kern der Bevölkerung befand sich an der Südseite der Kirche und um die Puerta del Sol in der Nähe der Obstgärten, wo sich die meisten alten Gebäude befinden. Der Platz war der Kern für die spätere Entwicklung der Bevölkerung am Südhang der Majada de la Peña.

Wie hat man in Montejo de la Sierra gelebt?

Die Menschen in Montejo de la Sierra lebten über Jahrhunderte von der Viehwirtschaft. Landwirtschaft wurde nur zur Selbstversorgung betrieben. So nimmt es auch nicht wunder, dass man statt Straßen eher Triftwege vorfand. Man bevorzugte, die Häuser in der Nähe des Flusses zu bauen. So war es einfacher, die Gärten zu bewässern. Zu dieser Zeit legte man die Terrassen an, die heute noch sichtbar sind.

Das Rathaus von Montejo de la Sierra
Das Rathaus von Montejo de la Sierra

Mitte des 16. Jahrhunderts gab es in Montejo ein Gemeindehaus, eine Metzgerei, eine Bäckerei, eine Taverne, eine Mühle, eine Schmiede, eine Ziegelfabrik und einen Getreidespeicher, die die 66 dort lebenden Nachbarn versorgten. (Im nächsten Kapitel erkläre ich dir, was es mit den „Nachbarn“ auf sich hat.) Zwei Jahrhunderte später hat sich die Bevölkerung mit 122 Nachbarn fast verdoppelt. Bis ins 18. Jh. gab es hier sehr viel Vieh. Allerdings war dieser Reichtum auf wenige konzentriert. So gehörten 60% der Tiere nur 1% der Bevölkerung.

Ein Nachbar ist nicht eine Person, sondern viele

Wenn du in historischen Dokumente etwas von „vecinos“ (Nachbarn) liest, dann ist nicht die Bevölkerungszahl gemeint. Vecino war nämlich eine Bevölkerungseinheit. Sie wurde während des alten Regimes in Spanien zur Durchführung von Volkszählungen aus steuerlichen Gründen eingesetzt. Jeder Nachbar war eine Familieneinheit, die das Familienoberhaupt, den Ehepartner, die Kinder, die Verwandten und die Sklaven usw. zählte. Um Nachbarn in Einwohnern umzurechnen, wird normalerweise die Umwandlung von 4 oder 5 Einwohnern pro Nachbar akzeptiert. Es gibt allerdings keine genaue Methode zur Berechnung, da dies von den Bevölkerungsmerkmalen der einzelnen Regionen Spaniens abhängt. Genaue Daten gab es also nicht. Erst als 1768 der Graf von Aranda den Bischöfen befahl, Daten aus jeder Gemeinde zu sammeln, die Alter, Geschlecht und Familienstand angeben, fand der Begriff „vecino“ als Einheit keine Anwendung mehr. (Quelle).

Im 19. Jh. erfuhr Montejo de la Sierra einschneidende Veränderungen

Zum einen wurde das Dorf 1833 bei der Einteilung Spaniens in Provinzen Madrid zugeteilt (vorher gehörte es zu Guadalajara). Das war aber das Geringste.
Der Beschluss der „Cortes de Cadiz“ (Parlament von Cadiz) von 1812 die Feudalherrschaft abzuschaffen, hatte weitaus mehr Konsequenzen. Allerdings war das ein langer Prozess, der erst 1837 endgültig umgesetzt wurde.

Straße zur Kirche
Straße zur Kirche

Was nun definitiv das Leben der Montejanos veränderte, waren die Säkularisierungen. Dies war ein langer historischer, wirtschaftlicher und sozialer Prozess, der Ende des 18. Jahrhunderts mit der sogenannten „Säkularisierung von Godoy“ (1798) begann und erst weit im 20. Jahrhundert endete. (16. Dezember 1924). Die verschiedenen Säkularisierungen waren eine Zwangsenteignung nicht nur der Kirche. Die Ländereien und Vermögenswerte, die vorher unantastbar waren, wurden dem Staat einverleibt und auf dem Markt verkauft, um die Staatsschulden zu decken. Darunter fielen auch das Brachland und das Gemeindeland der Dörfer, das als Ergänzung zur prekären Wirtschaft der Bauern diente.

Ein weiterer Schlag war die Auflösung der „Mesta“ 1836. La Mesta (https://es.wikipedia.org/wiki/Concejo_de_la_Mesta) gilt als eine der wichtigsten Unternehmensgruppen oder Gilden im Europa des Mittelalters und als erste Viehgilde, die über 500 Jahre lang existiert hatte. Also Land weg, und die Interessensvertretung auch.

Somit reduzierten sich die Schafherden drastisch. Die Weidegemeinschaften verschwanden. Man widmete nun mehr Land der Landwirtschaft. Die Folge daraus ist, dass man die Felder nun einzäunte. Dazu baute man auch ein Bewässerungssystem. An Gewerbe gab es Webereien, zwei Silberminen, Mühlen und Köhlereien.

Die Bevölkerung von 450 Einwohner blieb aber bis in die 1950er Jahre bestehen. Dann setzte die intensive Migration nach Madrid ein. 1981 gab es nur noch 181 Einwohner.

Montejo de la Sierra heute

Heute hält man in Montejo de la Sierra immer noch Vieh, hat sich aber durch die große Nachfrage in Madrid nach Fleisch von freilaufenden Tieren auf die Rinderzucht verlegt. Landwirtschaft wird kaum betrieben. Dennoch hält man das Bewässerungssystem instand. Der Tourismus, insbesondere zum Buchenwald, hat den Ort neu belebt. So sind in Montejo eine Reihe von Geschäften dazugekommen, so dass sich das Dorf zu einem subregionalen Zentrum entwickelt hat.

Eine schöne Sitzecke in Montejo de la Sierra lädt zum Rasten ein
Eine schöne Sitzecke in Montejo de la Sierra lädt zum Rasten ein

Was gibt es in Montejo de la Sierra zu sehen?

Architektonisch bildet das Dorf keinen so schön restaurierten Kern wie z. B. Horcajuelo de la Sierra, La Hiruela oder Puebla de la Sierra. Auf der Südseite der Kirche, rund um die Puerta del Sol und in der Nähe der Gärten gibt es dennoch ältere Häuser zu sehen. Der Tourismus ist mehr auf den Buchenwald als Welterbe und auf Outdoor-Aktivitäten in der wunderschönen Landschaft ausgerichtet. Es gibt aber nennenswerte Kleinode, die sich anzuschauen lohnen:

Abgehängter Ofen

Im Callejón del Turco befindet sich ein traditionelles Haus aus Lehm, Holzträgern und Steinmauern. Das Besondere daran ist, dass sein Backofen in halber Höhe aus der Wand herausragt. Dies ist ein charakteristisches Element der Häuser in dieser Bergregion. Der Ofen ist der einzige dieses Typs, der in der Sierra del Rincón erhalten geblieben ist.
Es war üblich, den Ofen mit der Öffnung zur Küche einzubauen. Die Töpfe wurden zum Kochen auf eiserne Dreifüße (trébede) gestellt. Natürlich wurde hier auch das Brot gebacken. Da dies der wärmste Ort im Haus war, spielte sich um den Ofen herum das Leben ab.

Der alte Beschlagsstand

Der Beschlagsstand - Potro de Herrar
Der Beschlagsstand – Potro de Herrar

Wie in fast allen Dörfern der Gegend ist auch in Montejo de la Sierra der alte Beschlagsstand erhalten geblieben. Er befindet sich in der Calle de la Soledad.

Die Kirche San Pedro in Cátedra

Das wichtigste Denkmal von Montejo de la Sierra ist die Pfarrkirche San Pedro in Cátedra de Antioquia. Es ist ein Tempel aus dem 15. Jahrhundert aus verputztem Stein und Ziegeln mit einem Steinkopfteil. Das Gebäude wird von einem Glockenturm aus drei Abschnitten gekrönt, die durch einfache Gesimse getrennt sind und von einem dreieckigen Giebel gekrönt werden. Im Glockenturm befinden sich zwei Halbkreisbögen, in denen sich zwei Glocken aus dem Jahr 1890 sowie eine kleinere dritte aus dem Jahr 1953.

Brunnen

Der Brunnen Fuente de los tres Caños
Der Brunnen Fuente de los tres Caños

Montejo de la Sierra ist gut mit Wasser versorgt. Daher gibt es im Dorf auffallend viele Brunnen. Der größte ist der „Fuente de los Tres Caños“, der dem Platz auch den Namen gibt. Er wurde im 19. Jahrhundert erbaut und von Clara Campoamor bei ihrem Besuch im Jahr 1927 eingeweiht. Bis vor nicht allzu langer Zeit diente der Brunnen noch als Tränke für das Vieh.

Die Eremitage der Einsamkeit (Ermita de la Soledad)

Das ist wohl die kleinste Eremitage, die ich je gesehen habe. Sie steht in der Calle de la Soledad 2, und wurde im 16. Jahrhundert erbaut. Schade nur, dass das Rathaus nicht auf die Idee gekommen ist, die Müllcontainer woanders hinzustellen, und den Raum um die Eremitage etwas freizuhalten.

Eremitage - Ermita de la Soledad
Eremitage – Ermita de la Soledad

Der Zwinger (Toril)

Das war der Stall, wo der einzige Bulle gehalten wurde, der die Kühe des Dorfes decken durfte. Er hat einen quadratischen Grundriss, ein Satteldach und Steinwände mit Quaderverstärkungen an den Ecken. Er hat vier Türen auf der Ostseite, Lüftungs- / Lichtöffnungen auf der Nord- und Südseite und keine Löcher im Westen.
Die Montejaner haben den Stall zum öffentlichen Internetzugangszentrum (CAPI) für die Bevölkerung umgebaut. Das Gebäude befindet sich ebenfalls in der Calle da le Soledad.

Wanderwege

ie überall im Reservat der Biosphäre der Sierra del Rincón, gibt es auch in Montejo de la Sierra schöne Wanderwege. Im Ort ist auch eine Tafel dazu aufgestellt. Das Rathaus hat ein Prospekt in PDF-Format mit 4 sehr bequem zu laufenden Wegen in der Nähe des Dorfes erstellt. Dies kannst du dir hier herunterladen.

Ausschilderung der Wanderwege um Montejo de la Sierra
Ausschilderung der Wanderwege um Montejo de la Sierra

Wenn es größere Strecken werden sollen, dann schau dir mal diese Vorschläge an. Da ist bestimmt etwas für dich dabei.

Wie komme ich hin?

Mit dem Auto:

Öffentliche Verkehrsmittel Nach Montejo de la Sierra

Es gibt 4 Bus-Linien nach Montejo de la Sierra, aber keine fährt direkt zur Hauptstadt Madrid:

  • Linie 191C: Buitrago-Montejo de la Sierra
  • Linie 199A: Buitrago-Montejo-Manjirón-Buitrago
  • Linie 911: Buitrago-Montejo-La Hiruela
  • Linie 912: Buitrago-Montejo-Puebla de la Sierra

Die Linien werden auch von unterschiedlichen Unternehmen untergehalten. Die Linien 191C und 199A gehören zu ALSA. Die Linien 911 und 912 werden von der Gemeindeverwaltung (Ayuntamiento) von Puebla de la Sierra betrieben.

Bank zum Nachdenken - Banquito de pensar
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