Die Geheimnisse des magischen Wesens El Ratoncito Pérez – die spanische Zahnmaus
Als ich vor etlichen Jahren nach Madrid kam, war die spanische Zahnmaus Ratoncito Pérez in der Familie und bei Freunden mit kleinen Kindern oft zu Besuch. Ja, die im angelsächsischen Raum bekannte Zahnfee ist in einem großen Teil Spaniens ein Mäuschen. Nur wenige Leute kennen den Ursprung dieses magischen Wesens. Was es mit diesem Mäuschen Pérez auf sich hat und wo es lebt, verrate ich dir in diesem Beitrag.
Wie dich Ratoncito Pérez des nachts überrascht
Jedes Kind, dem ein Zahn ausfällt, ist darauf erpicht, diesen abends, wenn es zu Bett geht, unter das Kopfkissen zu legen. Nachts kommt dann heimlich das Mäuschen und tauscht unbemerkt den Zahn gegen ein Geschenk aus. Am nächsten Morgen ist die Begeisterung groß, wenn anstatt des Zahnes eine Überraschung unter dem Kopfkissen liegt.
Das Mäuschen Ratoncito Pérez gibt es wirklich
Für die Kinder, die in Madrid leben, ist der Glaube an das Mäuschen Pérez nicht schwer. Wieso sollte denn sonst die Stadt Madrid an zentraler Stelle in der Calle Arenal 8, nur wenige Schritte von der Puerta del Sol, dem Mäuschen eine Gedenktafel widmen? So wird es schließlich bei allen ehrwürdigen Bürgern gehalten. Darüber hinaus steht im Eingang des kleinen Einkaufszentrums ein Monument der Maus und im Flur hängen einige Erklärungstafeln. Im ersten Stock gibt es sogar ein Museum des Rantoncito Pérez.
Das Zahnmäuschen Pérez lebte am Hof des Königs Alfons XIII
Während man im angelsächsischen Raum und in den USA den Ursprung der Zahnfee auf den Anfang des 20. Jh. datiert, in Deutschland erst viel später (siehe Wikipedia), schreibt man in Spanien die Einführung der Zahnmaus Ratoncito Pérez in die Kindheitsmythologie dem Jesuitenpater Luis Coloma zu. Luis Coloma war zu dieser Zeit Berater der Krone und wurde 1894 von der Königin María Cristina beauftragt, eine Geschichte für den kleinen Alfons XIII zu schreiben, als dieser mit 8 Jahren einen Milchzahn verlor.
Und hier ist das Mäuschen zuhause
Die Geschichte erzählt, dass in der Nähe des Königspalastes in Madrid eine Maus mit seiner Familie in einer Keksdose in der Konditorei Prat lebte. Diese Konditorei befand sich in der Calle Arenal 8. Der Geschichte nach besuchte die kleine Maus Pérez jede Nacht die Räume des zukünftigen Königs und anderer ärmerer Kinder.
Die Vorväter der Zahnmaus Pérez
Verschiedenen Quellen nach verglich der Schriftsteller Benito Pérez Galdós in seinem 1884 geschriebenen Roman La de Bringas, der 1868 spielt, den Autor Francisco Bringas, ein gieriger und geiziger Charakter, mit der kleinen Maus Pérez. Somit müsste das Mäuschen Pérez schon vor der Geschichte des Paters Coloma in der Öffentlichkeit bekannt gewesen sein.
Was der Pater Coloma verschwiegen hat, ist, dass er vielleicht das 12-seitige Märchen La bonne petite souris (deutscher Titel: Die kleine Zaubermaus) von der Baronin d’Aulnoy gelesen hat, das nach den mir vorgefundenen Quellen 1782 veröffentlicht wurde.
Dieses Märchen erzählt von einer Fee, die sich in eine Maus verwandelt, um einen bösen König zu besiegen. Die Maus versteckt sich unter dem Kissen des Königs, dem darauf alle Zähne ausfallen.
Das darf man dem Pater nicht für übel nehmen. Schließlich hatte die Kirche den Aufstand gegen die aufklärerischen und laizistischen Franzosen geschürt, die im Unabhängigkeitskrieg (1808 – 1814) endete. Da stand es als Mönch mit Sicherheit nicht gut an zuzugeben, dass man französische Literatur las.
Das Museum der Zahnmaus
Im Museum in der Calle Arenal 8 in Madrid findest du im ersten Stock zwei kleine Orte, an denen Kinder und Erwachsene in Erfahrung bringen können, wie das Haus der Maus aussah. Es steht auch historische Dokumentation über die Maus zur Verfügung. Obendrein ist es möglich, sogar „zertifizierte“ Milchzähne von Persönlichkeiten wie Beatrix, Potter, Beethoven, Isaac Newton oder Rosalia de Castro bestaunen. Das empfohlene Alter beträgt fünf Jahre und darüber. Der Eintritt kostet 4 Euro.
Die Gehilfen des Ratoncito Pérez
In anderen Regionen Spaniens ist nicht die kleine Maus für die Milchzähne zuständig:
- Im nördlichen Kantabrien übernimmt das das Eichhörnchen (L’Esquilu de los dientis – La Ardilla de los dientes).
- Die Basken waren schon seit jeher für derbere Lösungen, wie Steine reißen und Stämme werfen. Dementsprechend wirft man im Baskenland die ausgefallenen Zähne über das Dach des Hauses (Maritxu teilatukoa – Mari la del tejado).
- Bei den Katalanen springt die Cousine der Maus ein, nämlich eine kleine Ratte (la ratet). Wenn die verhindert ist, kommt ein Engelchen (l’Angelet) geflogen.
Das Mäuschen Pérez kann von Glück sagen, dass es sich um seine eigenen Zähne keine Sorgen machen muss. Die wachsen freilich wie bei allen Nagetieren ihr Leben lang nach. :-)
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