Blick von El Monte de El Pardo zur Sierra de Guadarrama

Läufst oder trainierst du gerne in frischer Luft, auch wenn du in einer Großstadt wohnst? Fährst du gerne Mountainbike? Oder wäre dir Reiten lieber? Vielleicht hast du aber auch einfach nur Lust, mal die Seele baumeln zu lassen? Wie wär’s mal mit Tiere oder Vögel beoabachten mitten im Stadtgebiert Madrid? Egal, welche Option dir gerade am liebsten ist, in allen Fällen findest du hier das Richtige, denn ich möchte dir heute El Monte de El Pardo in Madrid vorstellen.

Dieses riesige Waldgebiet hat sich in den letzten Jahren zu meinem Lieblingsort entwickelt, wo ich möglichst jeden Tag entweder laufe, einen Eilmarsch mache, oder einfach zur Entspannung spazieren gehe. Touristisch gesehen ist El Monte de El Pardo praktisch unbekannt. Selbst viele Madrider wissen kaum etwas darüber. Dabei nimmt er über ein Viertel des Madrider Stadtgebiets ein. Genau gesagt 26,4%. Auch vom Zentrum, d. h., von der Puerta del Sol, ist er nur 8 km entfernt. Allerdings war er immer vor der wahnsinnigen Ausdehnung der Stadt der letzten Jahre geschützt.

Der Name „Pardo“ (braun) kommt wohl von der Farbe der Erde. Einige Dokumente von 1340 sollen aber auch darauf hinweisen, dass er von den Braunbären herrührt, die Alfons XI hier gejagt hat. Das Dorf mit dem gleichen Namen entstand erst später.

El Monte de El Pardo gilt als der wichtigste mediterrane Wald der Autonomen Gemeinschaft Madrid und als der am besten erhaltene Europas. In dem 16.000 ha. großen Gebiet leben ca. 120 verschiedene Pflanzen- und 200 Wirbeltierarten. Er verbindet die Bergkette Guadarrama ca. 45 km nördlich von Madrid mit der Stadt.

El Monte de El Pardo ist in das Naturschutzgebiet und Biosphärenreservat Parque Regional de la Cuenca Alta del Manzanares (Regionalpark Oberlauf des Río Manzanares) integriert. Seit 1987 ist er auch ein Vogelschutzgebiet.

Verwaltungstechnisch unterliegt El Monte de El Pardo dem Patrimonio Nacional (Volksvermögen), das ist die staatliche Institution, die den ehemaligen Besitz der Krone verwaltet. Diese Institution führt eine sehr protektionistische und restriktive Politik in Bezug auf den Wald.

Dadurch erklärt sich auch, dass 15.100 ha (das sind 94.4%) mit einem ca. 66 km langen Zaun umgeben sind und nicht besucht werden dürfen. Der Ursprung der Umzäunung war eine Mauer, zum Teil aus Granit aus den Bergen, die Ferdinand VI 1750 zu bauen befahl. Der Zugang war das Tor „Puerta de Hierro“, das du heute noch neben der Umgehungsautobahn M30 an der Abzweigung zur Autobahn nach A Coruña (A6) sehen kannst.

Zugänglich sind nur 900 ha, die ökologisch gesehen als nicht so wertvoll angesehen werden. Dieser Teil befindet sich zwischen Madrid und dem Ort El Pard und der Schnellstraße 607 Richtung Colmenar Viejo.

Zum einen hat das Vorteile, dass die Gegend in einem ziemlich ursprünglichen Zustand erhalten bleibt, in dem sich auch ein 12 km langer, 550 ha umfassender Stausee befindet, der für Madrid ungefähr 43 hm3 Trinkwasser bereithält. El Monte de El Pardo behält damit auch seine Funktion als Lunge Madrids, denn es wird garantiert, dass die frische Luft der Berge unverschmutzt nach Madrid kommt.

Andererseits hätte ich gerne mal einen Marathon durch den Steineichenwald von meinem Haus in Madrid zu meinem Haus in den Bergen gemacht. Na ja, man kann nicht alles haben …

Zur Geografíe von El Monte de El Pardo

Insgesamt gesehen ist El Monte de El Pardo eine ziemlich gleichmäßige Hügellandschaft, deren höchste Punkte 860 m hoch sind, und die langsam zu ihren niedrigsten Punkten von 600 im Tal des Manzanares abfällt. Also von der Höhe her wie ein deutsches Mittelgebirge, allerdings mit Kontinetalklima.

Der Boden ist durch die Korrosion von Granit sehr geröll- und sandhaltig. Dadurch hat das Wasser an manchen Stellen überraschend große Schluchten eingegraben.

Steineichen in El Monte de El Pardo

Steineichen in El Monte de El Pardo

Wie ich schon sagte, ist El Monte de El Pardo hauptsächlich mit Steineichenwäldern bewachsen, die zum Teil in Dehesas übergehen. Dehesa ist die spanische Bezeichnung für beweidete Eichenhaine (Hutewälder). Diese sind entstanden, weil die ursprünglichen Stein- und Korkeichenwälder durch Rinder, Schafe und Ziegen beweidet wurden, denn der karge Boden ist kaum für die Feldbearbeitung geeignet. Die ersten Dehesas sollen schon vor 4000 Jahren entstanden sein.

Lack-Zistrosenblüten in El Monte de El Pardo

Lack-Zistrosenblüten in El Monte de El Pardo

Im geringeren Maße findest du aber auch Korkeichen, Eschen, Ulmen, Pinien, Bergeichen, Wacholder, und was ich besonders wegen der großen Blüten und dem starken Duft liebe, sind die klebrigen Jaras (Lack-Zistrose). Insgesamt soll es dort über 120 Pflanzenarten geben.

Was ich bis jetzt noch nicht entdeckt habe, sind die riesigen Bäume, die einen Umfang von 8 m bzw, 3,5 m haben sollen. Sie müssen irgendwo am Flussufer zu feinden sein. Dennoch wirst du schnell einige Prachtexemplare ausmachen (vor allem Eschen).

Durchzogen wird der Wald von meines Wissens 5 Bächen, die alle in den Manzanares münden: der Manina und der Trofo, die rechtsseitig von der Sierra del Hoyo kommen, sowie der Tejada der von La Nava und ein weiterer von La Zarzuela. Der Manzanares bildet ein eigenes Ökosytem von Uferlandschaften. Fischen kann man auch hier (Barben, Hechte, Karpfen). Natürlich mit Angelschein.

Die Eisenbahnlinie Madrid - A Coruña geht durch El Monte de El Pardo

Die Eisenbahnlinie Madrid – A Coruña geht durch El Monte de El Pardo

Die Brücke der Eisenbahnlinie Madrid – A Coruña geht über den Manzanares in El Monte de El Pardo

In El Monte de El Pardo kannst du eine Vielzahl an Tieren antreffen. Laut Wiki sind hier 200 Wirbeltiere 125 Vogelarten, 35 Säugetiere, 19 Reptilien und 13 Amphibien leben.

Eine Schlange am Manzanares in El Monte de El Pardo

Eine Schlange am Manzanares in El Monte de El Pardo

Was dich vielleicht am meisten beeindrucken wird, sind die verschiedenen Schlangenarten (sind nicht giftig) und die selten gewordenen Mönchsgeier.

Durch die geschichtlichen Begebenheiten (Jagdgebiet der Könige seit dem Mittelalter) findest du hier eine Unzahl an Damwild (man schätzt sie auf 4000 Stück), Rothirschen (ca. 3600), Wildschweinen (ca. 500) und etwa 30.000 Kaninchen. Wenn du nur ein bisschen die Augen aufhältst, siehst du bestimmt ein Tier.

Was ich im zugänglichen Teil des El Monte de El Pardo noch nicht entdeckt habe, sind die Wildkatzen, Dachse, Steinmarder oder die Kleinfleck-Ginsterkatze. Vielleicht auch, weil die sich mehr nachts rauswagen. Da ist es schon einfacher, mal einen Fuchs zu Gesicht zu bekommen.

Gänsegeier in El Monte de El Pardo

Hier überlegt sich der Gänsegeier, ob ich wohl zum Mittagessen diene.

Wenn du gerne Vögel beobachtest, kommst du hier auf deine Kosten. Schließlich befindest du dich ja in einem Vogelschutzgebiet. Hier kannst du, abgesehen von mehreren Entenarten und Schwänen, auch Schwarzstörche, Lachmöwen (richtig gelesen), Fischadler, Kormorane und Kraniche beobachten.

Oft sieht man Besucher mit riesigen Objektiven auf der Jagd nach einem Schnappschuss vom Spanischen Kaiseradler, Uhus, Mönchs- und andere Geier und andere Greifvögel.

Sehenswürdigkeiten in El Monte de El Pardo

Im zugänglichen Teil des El Monte de El Pardo gibt’s auch einiges anzuschauen.

Wenn du von Madrid aus rausfährst in Richtung El Pardo, entdeckst du ziemlich am Anfang (erste Ampel links) die Abfahrt zum Sitz des Königs: den Palacio de la Zarzuela. Sei also nicht überrascht, wenn du mal sehr viel Polizei siehst. Dann kommt wieder mal ein hohes Tier zu Besuch. Der ursprüngliche Palast wurde im 17. Jhd. von Philipp IV erbaut. Den kann man aber nicht besichtigen.

Sehr malerisch auf dem Berg links von der Straße liegt das Kapuziner-Kloster Cristo de El Pardo.

Kloster Cristo de El Pardo - El Monte de El Pardo

Das Kloster Cristo de El Pardo

Im Dorf El Pardo befindet sich der Palacio Real, wo auch Franco gelebt hat. Dieser Palast wurde von Heinrich III 1405 als Jagdhaus erbaut. Karl I (bzw, Karl V für die Deutschen) ließ es abreißen und den heutigen erbauen, der aber in den folgenden Jahrhunderten erweitert wurde. Heute werden dort Gäste des Königshauses untergebracht bzw. Empfänge veranstaltet.

In der Nähe findest du das „Prinzenhäuschen“ (Casita del Príncipe). Falls du es besichtigen möchtest, must du bei der Nummer 917 361 500 anrufen und einen Termin ausmachen. Wenn du kein Spanisch kannst, geht es auch auf Englisch.

La Casa del Príncipe in El Pardo

Das Prinzenhaus in El Pardo

Vergügungsmöglichkeiten in El Monte de El Pardo

Sport, Fotografie und Restaurants

Wie ich schon eingangs sagte, kannst du hier allen sportlichen Betätigungen nachgehen, die du sonst auch gerne in der freien Natur ausübst: Running, Cross-Running (alles auch sehr lange Strecken), Reiten, Fahrrad fahren, Wandern, Spazierengehen …. Aber auch Spazierengehen, Tiere beobachten und fotografieren.

Solltest du kein Fahrrad dabei haben, kannst du auch eine Mountainbike-Tour bei den Mountain Cranks für ca. 50 Euro buchen. Das schließt zur Zeit Ausrüstung und geführte Tour ein. Ich treffe die Jungs manchmal beim Laufen. Sie sprechen auch Englisch. Deutsch klappt nicht so.

Und wenn du Kinder hast, dann geh doch einfach auf den großen Spielplatz unten am Manzanares. Da können sie im Sommer auch im Wasser planschen. (Früher nannte man den Ort den Strand von Madrid). Picknick-Plätze gibt es gleich dabei. Das ist hier sehr beliebt.

Solltest du ein Restaurant in der Nähe suchen, dann hast du Glück. Es gibt zwar viele, aber ich kenne nur 2 gut, die immer sehr gut besucht sind und eine super Bewertung von den Einheimischen haben:

El Faro de El Pardo (Der Leuchtturm von El Pardo, hat auch einen vor der Tür)
Carretera Madrid-El Pardo, 1, 28048 Madrid
Telefon: +34 913 760 101

Hier bekommst du auch Wildbret und traditionelle Reisgerichte.

Und

El Torreon De El Pardo
Carretera Cristo De El Pardo S/N
28048 El Pardo (Madrid)
Telefon: 913 760 777 – 91 376 09 46

Hier kannst du auch toll draußen sitzen und den Ausblick genießen. Manchmal siehst dann du auch Hirsche oder Wildschweine.

Auch wenn ich hier diese beiden Restaurants erwähnt habe, glaube ich aber, dass kaum ein Restaurant hier im Ort „schlecht“ ist, denn die Madrider feiern hier gerne ihre besonderen Feste wie Kommunionen, Hochzeiten, Geschäftsessen usw. Schau einfach rein, und wenn’s dir gefällt, probiere es aus. Dann kannst du ja hier deinen Eindruck posten. Würde mich freuen :-).

Ich würde mich über ein Feedback von dir freuen

Wie hat es dir gefallen? Hast du etwas vermisst? Kennst du andere schöne Stellen in Madrid? Welche Kneipe fandest du urig? Hast du fragen? Hast du noch ein Versteck entdeckt?

Trage es einfach unten in den Kommentar ein. Ich freue mich darauf!

4 Kommentare
  1. peter rüdiger
    peter rüdiger sagte:

    Hallo Heinz, mich dünkt, ich hab viel an Dich gedacht in den letzten Wochen.

    Der obere Teil gefällt mir gut, wenn man sich die Zeit nimmt, alles zu lesen. Ich persönlich finde, dass die Systematik 1 Der Hutewald El Monte de El Pardo von Madrid1.1 Zur Geografíe von El Monte de El Pardo
    1.2 Sehenswürdigkeiten in El Monte de El Pardo
    1.3 Vergügungsmöglichkeiten in El Monte de El Pardo
    allzu allgemein ist: ich bevorzuge schnelle Orientierung, z.B. besondere Pflanzen, besondere Tiere, Klettern, Bootfahren, Joggen, Mountain biken, Schwimmen, usw. usf

    Jedenfalls freuen wir uns über Deine Arbeit und von Dir zu hören, bzw. zu lesen.
    Weiter so.

    Viele Grüße auch an Josephine.

    Bettina + Peter

    Antworten
    • Anonymous
      Anonymous sagte:

      Vielen Dank Bettina und Peter,

      werde mir eure Empfehlungen zu Herzen nehmen und den Artikel baldmöglichst überarbeiten, damit er spannender für euch wird. Euer Feedback ist sehr, sehr wichtig für mich und ermutigt mich, weiter zu machen. So komme ich langsam in Schwung und Übung. :-)

      Würde mich freuen, wenn meine Posts euch ermutigen würden, mal nach Madrid zu kommen. Es lohnt sich auf jeden Fall. Um den Guide braucht ihr euch keine Sorgen zu machen. :-)

      Liebe Grüße,

      Heinz

      Antworten
  2. Wolfgang Schmidt
    Wolfgang Schmidt sagte:

    Schöne Landschaftsbeshreibung
    Mit viel Kenntnis und Liebe zum Detail ‚geschrieben.
    Man bekommt große Lust
    die Wanderschuhe zu schnüren und los zu laufen!
    Liebe Grüße ,
    von Sabine und Wolfgang

    Antworten
    • Anonymous
      Anonymous sagte:

      Hallo Wolfgang und Sabine,

      freut mich, dass der Artikel euch gefallen hat. Einfach Schuhe einpacken und herkommen. Als alte Marathoner dürfen es auch gerne eure Laufschuhe sein :-)

      Hoffe, euch bald hier in Madrid zu sehen.

      Gruß,

      Heinz

      Antworten

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

0/5 (0 Reviews)

Dieser Beitrag ist auch in Spanisch verfügbar