In meinem letzten Post schrieb ich über die Tabacalera (Tabakfabrik), dem selbstverwalteten Sozialzentrum, das unter anderem Street Art und Urbane Kunst als Form partizipativer und kostenloser Kunst fördert.
In der Tabacalera haben auch die Street Art-Künstler ihren Treffpunkt und Werkstatt, wo sie ihre neuen Aktivitäten und Projekte besprechen und auch planen. Die Gruppe nennt sich „El Keller„, wie der Keller auf Deutsch. Daran ist bestimmt Ciril mit schuld :-). Hier werden auch alle Arten von Ressourcen wie Farben, Techniken und Material gelagert, geteilt oder gemeinschaftlich genutzt. Auch Schulungen finden hier statt.
Einer der Künstler ist, wie schon erwähnt, Ciril, der mittlerweile schon 6 Jahre bei dieser Initiative aktiv mitmacht. Ciril widmet sich der Street Art seit er denken kann. Und siehe da, er ist auch 1992 nach Berlin gegangen und hat dort 6 Jahre gelebt und gemalt. Er schwärmt heute noch von der Künstlerinitiative Tacheles in der Oranienburger Straße.
Nach seinen Worten war das die Zeit und der Ort, wo er am meisten über Street Art und Urbane Kunst gelernt hat.
Erst kürzlich ist er von einer Reise nach Sao Paolo zurückgekommen, wo er sich mit Künstlerkollegen der Szene getroffen und ausgetauscht hat. „Als Street Art-Künstler sind wir in der ganzen Welt vernetzt. Die Hälfte unsere Zeit verbringen wir auf der Straße, die andere Hälfte im Internet“, wenn er nicht gerade in der Tabacalera ist, natürlich.
Jetzt, in der Winterzeit, ist es aber doch etwas lästig, draußen zu arbeiten und zu malen. Einfach zu kalt und zu ungemütlich. Da bevorzugen sie, an neuen Entwürfen und Vorlagen für den Frühling zu arbeiten und sich gegenseitig neue Techniken beizubringen.
Für mich war es überraschend, dass sie selbst oftmals gar nicht mehr wissen, wo und was sie alles gemalt haben. Auch ihre Werke selbst der Öffentlichkeit bekannt zu machen, ist wohl nicht so ihr Ding. Diese Sache übernimmt offensichtlich ein Verein namens Madrid Street Art Project. „Die sind sowas wie unsere Fans“ erklärt Ciril. Diese kümmern sich darum, alle Werke in den Straßen Madrids zu registrieren und zu dokumentieren.
Madrid Street Art-Projekt ist laut ihrer Website eine Organisation, die sich der Förderung und Unterstützung der Kunst im öffentlichen Raum widmet und der Öffentlichkeit deren Wert näher bringen möchte. Dazu setzt sie Projekte und Aktivitäten im öffentlichen Raum mit künstlerischer Intervention um. Zu diesen Aktivitäten gehören städtische Safaris, bei denen den Besuchern für 5 Euros die Gemälde in den Straßen gezeigt, die Techniken erklärt und sie über die verschiedenen Künstler informiert werden. Es werden auch Workshops mit Künstlern organisiert.
Diese Organisation ist es auch, die den Künstlern die Räume, Wände und Plätze in Madrid vermittelt, an denen sie ungestört und legal malen können. Insgesamt handelt es sich um interessante Initiativen, die von der Madrider Szene ausgehen und das Ziel haben, zur Reflexion beizutragen und die Bürger zu ermutigen, urbane Kunst und ihre Schöpfer zu genießen und zu unterstützen.
Als Beispiel möchte ich hier das Projekt „Muros Tabacalera, espacio de arte urbano“ nennen, dass das Madrid Street Art-Project für die Subdirección General de Promoción de Bellas Artes vom 14. bis 20. Juni 2016 durchgeführt hat. Daran nahmen 25 Künstler teil. In der Galerie dieses Artikels ziege ich ein paar eigene Fotos davon.
Derzeit kannst du an Safaris in den Stadtteilen Tetuán, Malasaña und Lavapiés teilnehmen. Dazu musst du dich rechtzeitig in der Website eintragen. Danach wirst du Über E-Mail informiert. Bezahlt wird vor Ort.
Das Video, dass ich in diesen Artikel eingebunden habe, dokumentiert die Entstehung der Street Art-Gemälde an der Außenmauer der Tabacalera. Es wurde auch vom Madrid Street Art Project gedreht und veröffentlicht. Ich wollte eigentlich die Untertitel auf Deutsch übersetzen, habe aber noch nicht dazu den richtigen Ansprechpartner gefunden. Kann also noch kommen :-). Die Bilder dazu in der Galerie zeigen auch Gemälde in der Tabacalera selbst.
Street Art-Malereien an den Außenmauern der Tabakfabrik im Staddteil Lavapiés von Madrid
Street Art-Malereien im Inneren der Tabakfabrik im Staddteil Lavapiés von Madrid
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Wie hat es dir gefallen? Hast du etwas vermisst? Hast du an anderer Stelle Madrids Street Art gesehen? Welche Kneipe fandest du urig? Hast du fragen? Hast du noch ein Versteck entdeckt?
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Hallo Heinz,
ein schöner Artikel ist das. Ich habe inzwischen zwei Sprachpartner in Madrid (Martín und Javier) und möchte natürlich gerne mal dorthin fahren. Dank deines Blogs wird diese Sehnsucht nach Spanien noch weiter geschürt – und früher oder später werde ich bestimmt auch mal nach Madrid reisen (in Barcelona und Valencia war ich schon mal). Inzwischen ertappe ich mich dabei, nach der Lektüre von Artikeln wie deinem die Seite von Flugsuchmaschinen zu öffnen und zu schauen, wie teuer Flüge von Nürnberg nach Spanien sind. Eine bessere Werbung für Spanien und vor allem Madrid kannst du gar nicht machen.
Ich bin schon gespannt auf deinen nächsten Artikel!
Viele Grüße
Christine
Vielen Dank, Christine für deinen Kommentar. Wenn du nach Madrid kommst, melde dich.
Für die Zukunft habe ich geplant, solche Flugsuchen und ähnliches für die Unterkunft in den Blog mit zu integrieren, damit du alles in einem hast. Welche Themen würden dich denn speziell interessieren? Deine Antwort wäre sehr wichtig für mich, da du ja offensichtlich Madrid noch nicht kennst. Nach 35 Jahren Leben in Madrid, ist es mir nicht einfach, mich wieder in einen „Fremden“ zu verwandeln. Außerdem waren es damals ganz andere Zeiten. Und ich möchte, dass es ja gerade den „Neulingen“ viel bringt.
Ich wünsche dir ein tolles Wochenende.
Heinz